Retten wir das Klima: CO2-Bilanz messen und verbessern

Unter dem Motto „Retten wir das Klima: CO2-Bilanz messen und verbessern“ ging der respACT-Unternehmertreff am 16. Mai 2019 im Waldviertel über die Bühne.

Im nach Kräutern duftenden TEEater des Vorzeigeunternehmens SONNENTOR diskutierte eine Reihe engagierter Unternehmensvertreter die Herausforderung der Stunde.

Moderiert von Herbert Schlossnikl, respACT-Vizepräsident und Landeskoordinator für Niederösterreich sowie Geschäftsführer der Vöslauer Mineralwasser GmbH, startete Michael Hofstätter von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mit einem Einblick in die Hintergründe der Klimaveränderung. Damit machte er deutlich was uns in Österreich in Zukunft durch den Klimawandel blühen kann und wird.

respACT Unternehmertreff
V.l.n.r. hinten: Michael Hofstätter (ZAMG), Therese Daxner (Daxner & Merl), Henriette Gupfinger (AMU), Christoph Cizek (Wirtschaftsforum Waldviertel). V.l.n.r. vorne: Johannes Gutmann (SONNENTOR), Herbert Schlossnikl (respACT bzw. Vöslauer Mineralwasser GmbH).
Foto: SONNENTOR


Nach einem mitreißenden Einblick in die CO2-Bilanz des Kräuterpioniers SONNENTOR durch Johannes Gutmann – #EsGehtAuchAnders – hatten auch wir, Daxner & Merl, vertreten durch Therese Daxner, die Freude über den Carbon Footprint als Wegweiser für effektiven Klimaschutz zu sprechen.

Aus der Unternehmensperspektive bot Therese einen Einblick in die Motive zur Berechnung des eigenen Carbon Footprints und die Chancen, das sich durch ernsthaftes Klimamanagement im Unternehmen ergeben.

Denn die unternehmensbezogene CO2-Bilanz ist nicht als nette Rechenübung misszuverstehen. Mit nur fünf Schritten gelingt die Berechnung des eigenen Beitrags zum Klimawandel.

Ergebnis daraus ist der umfassende Corporate Carbon Footprint – er…

  • misst den potenziellen Beitrag zum Klimawandel = quantitative Kennzahl
  • berücksichtigt alle wesentlichen Treiber in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens = ganzheitliches Verständnis
  • macht Einsparungs- und Optimierungspotenzial messbar = effektive Maßnahmen
  • dient als Basis zum Festsetzen wissenschaftlich-basierter Klimaziele = science-based targets
  • ermöglicht den Vergleich verschiedener Szenarien anhand Benchmarks
  • gibt Aufschluss über die Klima-Performance eines Unternehmens
  • dient der Kommunikation robuster Kennzahlen in der Berichterstattung (bspw. CDP)
Carbon Footprinting gemäß Greenhouse Gas Protocol


Die Gründerin zeigte dabei wie wichtig die ganzheitliche Betrachtung der unternehmensbezogenen Treibhausgasemissionen über den Tellerrand hinaus ist. Das bedeutet den Fokus auf die eigenen Werksgrenzen (Scope 1) um die gesamten Wertschöpfungskette (Scope 2 & Scope 3) zu erweitern. 

Denn

„if you do not look at the whole life-cycle implications, it is too easy to get it wrong.“

Paul Ekins, 2018


Abgerundet wurde der Vortrag durch drei plakative Beispiele aus der Elektromobilität, dem Bausektor und des Corporate Carbon Footprints:


Wie grün sind eigentlich Elektroautos?

Der Vergleich verschiedener Antriebssysteme (Diesel vs. Benzin vs. Elektroauto) macht deutlich wie essentiell die Betrachtung des gesamten Fahrzeug-Lebenszyklus ist. Nur durch eine umfassende Analyse kann die tatsächlich umweltfreundlichere Lösung identifiziert werden. Mit der direkten Gegenüberstellung der CO2-Bilanz der verschiedenen Alternativen wird schnell klar, welche Faktoren über die Klimaperformance der Mobilität der Zukunft entscheiden: Strom aus erneuerbaren Energien zum Betanken der Elektroautos und ein kluger Ressourceneinsatz für die Batterie stellen die Weichen für umweltfreundliche Elektromobilität. Neben dem Carbon Footprint sind es hier auch weitere Effekte in unserem Ökosystem wie Ressourceneinsatz, Wassereinsatz, etc., die in einer umfassenden Ökobilanz berücksichtigt werden müssen.


Wo liegt der Hot-Spot in meiner Klimabilanz?

Das zweite Beispiel der Nachhaltigkeitsberaterin machte klar:

„es kommt drauf an“

Die Gegenüberstellung der Klima-Hot-Spots eines Industriegüterkonzerns im Vergleich zu einem Dienstleistungsunternehmen macht deutlich, dass es kein Hausrezept für effektiven Klimaschutz gibt. Nur die konkrete Auseinandersetzung mit der eigenen Klimabilanz und den entscheidenden Stellschrauben, die diesen wesentlich beeinflussen, erlaubt auch wirklich effektives Klimamanagement.


Wo liegt mein Gebäude im Vergleich zum Branchen-Benchmark?

Mit dem dritten Beispiel beantwortet Therese die Frage nach messbarem Klimaschutz.

Nachhaltiges Bauen: Optimierter Carbon Footprint eines Bürogebäudes

Der Carbon Footprint des gezeigten Bürogebäudes wurde von der Entwurfs- zur Ausführungsphase wesentlich – um den Faktor 3 verringert. Verschiedene Faktoren, mitunter der Wechsel der von Erdgas hin zur eigenen Stromproduktion aus Photovoltaik gekoppelt mit einer Wärmepumpe machten dieses ausgezeichnete Ergebnis möglich.

Durch die umfassende Berücksichtigung aller Treibhausgasemissionen, die mit dem Bau, der Errichtung, der Nutzung, dem Rückbau sowie der Verwertung der rückgebauten Rohstoffe verbunden sind, wurde die Klima-Perfomance des Gebäudes nachweislich verbessert. Dies gilt auch für die Lebenszykluskosten und alle anderen in der Ökobilanz betrachteten Indikatoren (bspw. Versauerung, Überdüngung, Sommersmog, etc.).

Schlussendlich liegt die Umweltperformance des nachweisbar nachhaltigen Bürogebäudes besser als der best-practice Branchenbenchmark und setzt damit einen großen Schritt in Sachen Klimaschutz.

Im Anschluss eröffnete die gemeinsame Podiumsdiskussion die Möglichkeit für Fragen. Die angeregte Diskussion drehte sich um die aktuelle Brisanz des Themas in Zeiten von Fridays for Future, die konkreten Auswirkungen des Klimawandels auf das Waldviertel und die Vor- und Nachteile von CO2-Kompensationsmaßnahmen.


Einen runden Abschluss fand der respACT-Unternehmertreff in der Werksführung durch den gemeinwohlorientierten Betrieb von SONNENTOR.

Herzlichen Dank für die tollen Diskussionen und den informativen Rundgang!



Über respACT

respACT – austrian business council for sustainable development ist Österreichs führende Unternehmensplattform zu Corporate Social Responsibility (CSR) und Nachhaltiger Entwicklung. Der Verein unterstützt seine zurzeit rund 300 Mitgliedsunternehmen dabei, ökologische und soziale Ziele ökonomisch und eigenverantwortlich zu erreichen. www.respact.at

Über Therese Daxner

Therese Daxner ist Co-Founder und Geschäftsführerin des Beratungsbüros Daxner & Merl. Messbare Umweltkennzahlen wie Carbon Footprints sind ihr Spezialgebiet.

Sie studierte Ecological Engineering auf der BOKU sowie an der tschechischen Agraruniversität in Prag. Danach startete sie als Consultant beim internationalen Beratungs- & Softwareunternehmen thinkstep.

Seit der Gründung der Daxner & Merl GmbH unterstützt Therese Daxner verschiedenste Branchen und Unternehmen wie bspw. die voestalpine, SPAR sowie KMUs mit maßgeschneiderten Lösungen

  • zur Berechnung ihres Fußabdrucks mittels Ökobilanz,
  • in der Umwelt- und Nachhaltigkeitskommunikation und
  • im nachhaltigen Bauen.

Darüber hinaus ist die Umweltexpertin anerkannte Verifiziererin und verbindet Wissenschaft und Praxis in interdisziplinären Forschungsprojekten. Ihr Wissen vermittelt Therese Daxner im Rahmen von Workshops und Trainings sowie als externe Lehrbeauftragte an verschiedenen Hochschulen.